Regionales Arbeitgebertreffen bei der Zollner AG in Zandt
„Für uns bedeutet Inklusion, das Potenzial jedes Einzelnen zu entdecken und zu fördern. Gerade in diesen Zeiten, müssen wir bereit sein, neue Wege zu gehen und den Mensch in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen“, sagte Josef Pielmeier, Personalleiter der Zollner AG. Das Unternehmen befindet sich im Familienbesitz und beschäftigt weltweit an 24 Standorten rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Zollner Elektronik AG ist in sieben verschiedenen Branchen tätig, bietet individuelle Systemlösungen im Bereich Electronics Manufacturing Services – und hat unter anderem den weltberühmten Further Drachen produziert.
Karen Fischer, Referentin für Fachkräftesicherung der IHK, und Susanne Erhard, Betriebsberaterin der HWK, moderierten die Begrüßungsrunde mit Verantwortlichen aus den verschiedenen Bereichen der Eingliederungshilfe. „Der demografische Wandel ist für Menschen mit Behinderung eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Über eine stärkere Vernetzung müssen wir die Menschen mit den Unternehmen zusammenbringen. Dabei beraten wir sehr gerne“, sagte Marje Mülder, Leiterin der Bezirksverwaltung der Oberpfalz. Wolfgang Eberl, Leiter des Inklusionsamts, betonte: „Es gibt in Deutschland 165.000 Menschen mit Behinderung, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen – dieses Arbeitskräftepotenzial müssen wir nutzen. Als Inklusionsamt halten wir ein breites Angebot an Unterstützungsmaßnahmen vor: Bei der Schaffung eines neuen Arbeitsplatzes für einen Menschen mit Behinderung können wir das mit einem Zuschuss fördern.“
Inklusion ist immer eine Gemeinschaftsleistung
Für Dr. Sven Schmuderer, Leiter des Jobcenters im Landkreis Cham, ist Inklusion immer eine Gemeinschaftsleistung: „Gemeinsam mit unseren Partnern bieten wir ein starkes Netzwerk an, das die Integration auf dem Arbeitsmarkt unterstützt. Es gibt finanzielle Förderungen und technische Hilfsmittel.“ Bernhard Lang, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Schwandorf/Cham, verwies auf die konkreten Möglichkeiten: „Über Praktika oder Probebeschäftigung können sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer kennenlernen. Daraus kann eine dauerhafte Beschäftigung entstehen. Die Erfahrung zeigt, oftmals ist das eine Bereicherung für das Unternehmen.“
„Die ganze Zollner Welt steht mir offen“
Stefan Brei stellte für die Gäste anschaulich dar, wie Inklusion in der Praxis gelingt: Der gelernte Konstruktionsmechaniker ist seit 2005 Mitarbeiter der Zollner Elektronik AG und von einer neurologischen Erkrankung betroffen. Mit Hilfsmitteln kann er zwar selbstständig aufstehen, ist allerdings größtenteils auf seinen elektronischen Rollstuhl angewiesen. Mit Unterstützung der Agentur für Arbeit konnte sein Auto umgebaut werden, er hat einen speziellen Parkplatz und einen bedarfsgerecht angepassten Arbeitsplatz. „Damit steht mir die ganze Zollner Welt offen“, sagt er. „Ich komme überall hin und kann alle meine Aufgaben gut erledigen. Wenn ich Unterstützung brauche, kann ich mich auf meine Kolleginnen und Kollegen verlassen.“
EAA-Berater Martin Schmid würdigte das Engagement der Zollner Elektronik AG beim Thema Inklusion und informierte die Gäste über die Angebote der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber. „Wir sprechen Arbeitgeber in der Region systematisch an, um sie für die Potenziale von Menschen mit Behinderung zu sensibilisieren. Unser Ziel ist es, sie für die Einstellung dieser Menschen zu gewinnen. Dabei lotsen wir sie durch Förder- und Zuständigkeitsdschungel und unterstützen sie bei allen Antragsstellungen“, so Schmid. Er wies auch auf die Verdoppelung der Ausgleichsabgabe für Firmen, die keine Menschen mit Behinderung beschäftigen, hin.
Großes Potenzial in verschiedenen Bereichen
Wie groß die Potenziale von Menschen mit Behinderung sind, zeigte Martin Schmid mit vier Beispielen auf, bei denen die EAA die Einstellung begleitet hatte: Eine Zimmerei, ein Industrieunternehmen, eine Spedition und eine Kindertagesstätte – in allen Fällen sind die Erfahrungen überaus positiv. Drei Expertinnen erklärten, welche Förderungen in den jeweiligen Fällen möglich sind. Maria Huber, Sachbearbeiterin am Inklusionsamt sagte: „Es gibt Prämien, wenn Ausbildungsplätze oder Arbeitsplätze für Mitarbeiter ab 50 entstehen.“ Auch über die Agentur für Arbeit können neue Ausbildungsverhältnisse bezuschusst werden, wie Arbeitsvermittlerin Andrea Zierer berichtete mit bis zu 50 Prozent. Elisabeth Falter, vom Referat Teilhabe am Arbeitsleben des Bezirks Oberpfalz, ging auf das Budget für Arbeit ein: „Es ist eine Ersatzleistung für die Einstellung von Menschen, die in Werkstätten für Menschen mit Behinderung beschäftigt waren. Die Erfahrung zeigt, es gibt Arbeitsplätze auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, die hier in Frage kommen. Wir unterstützen mit Begleitung und Lohnkostenzuschüssen.“
Text und Bild: Sebastian Schmid, KJF Regensburg